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Drei Ehrenbriefe verliehen

Stadt ehrt verdiente Bürgerinnen und Bürger beim  Sommerempfang

Der emotionale Höhepunkt des diesjährigen Sommerempfangs der Stadt Schramberg war die Verleihung von drei Ehrenbriefen an verdiente Bürgerinnen und Bürger der Stadt: Monika Rudolf, Anita Banholzer und Robert Hermann.

Schramberg. Die Geehrten seien „drei Menschen, die sich mit Herzblut, Engagement und ganz eigenem Stil für unsere Stadt und ihre Menschen eingesetzt haben“, wie Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr betonte. Mit ihnen ehre die Stadt gleichzeitig auch die Vereine, Gruppen und Initiativen, in denen sie mitwirkten. “Denn: Ehrenamt ist niemals ein Einzelsport.“

Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr hielt die Würdigungen.

Seit der Einführung im Jahr 1996 habe Schramberg 23 Personen mit dem Ehrenbrief ausgezeichnet. Einige waren auch unter den Gästen des Empfangs.

Monika Rudolf: Nicht nur schimpfen, machen

Als erste erhielt Monika Rudolf die Auszeichnung für ihren Einsatz in der Fair-Trade-Bewegung. Geprägt auch von ihrem Elternhaus habe sich Rudolf nach ihrem Umzug von Freiburg nach Schramberg 1979 in der Stadt engagiert. So sei sie hier heimisch geworden. 1980 habe sie das damals noch „Dritte-Welt-Laden“ genannte Geschäft in der Sängerstraße mitgegründet. „Was dort entstand, war weit mehr als ein Geschäft. Es war ein Ort der Aufklärung, der Begegnung, der Veränderung.“  

Lang, lang ists her. Der Weltladen in der Marktstraße. Das Haus wurde schon vor Jahren abgebrochen wie auch das Roma dahinter. Das Foto stammt aus dem Jahr 2009.

Neben dem Verkauf von fair gehandelten Produkten habe Rudolf Seminare, Menschenketten, interkulturelle Aktionen organisiert,. Immer nach dem Motto: „Nicht nur reden oder schimpfen, machen.“

Eisenlohr nannte eine Reihe weiterer in der Weltladen-Bewegung Aktive, die mit Rudolf gemeinsam geehrt würden. Sie hätten maßgeblich dazu beigetragen, dass Schramberg Fair-trade-Stadt geworden sei.

Sie erinnerte auch an Rudolfs Engagement in der SPD, der Gewerkschaft GEW, im Frauenbeirat, als Schöffin beim Landgericht oder in der Umwelt- und Friedensbewegung und im Spittelseniorenzentrum.

„Um Himmels Willen“, habe sie gedacht, als sie von der bevorstehenden Ehrung erfuhr, „das ist nichts für mich“, erzählt Rudolf nach der Überreichung des Ehrenbriefs. Als sie erfuhr, dass auch Anita Banholzer und ihr langjähriger Freund und früherer Kollege Robert Hermann den Ehrenbrief erhalten sollen, habe sie sich doch sehr gefreut.

Um Himmels Willen… Monika Rudolf

Sie erinnerte an Elke Brezger und die Körners, Andreaes und Klaussners und die vielen anderen, die dem Weltladen und der Fair-Trade-Sache treu geblieben seien. Schließlich:  „Ohne meinen Mann, ohne die Familie hätte es nicht geklappt.“ Ihren Hans-Peter habe sie vor 50 Jahren bei der evangelischen Studentengemeinde kennen gelernt. Viel Beifall für die beiden.

OBin Eisenlohr mit Monika und Hans-Peter Rudolf.

Anita Banholzer: Ohne viel Aufhebens

Mit Anita Banholzer ehre die Stadt eine Frau, die 22 Jahre die Fundgrube des Deutschen Roten Kreuzes geprägt habe. Zunächst als ehrenamtliche Mitarbeiterin und dann bis August 2023 als Leiterin, so Oberbürgermeisterin Eisenlohr.

Die Fundgrube, gegründet 1992, gebe „hauptsächlich Kleidung, manchmal auch Haushaltsgegenstände, für kleines Geld an Menschen ab, die sie brauchen.“ Schon vielen Menschen habe die DRK-Fundgrube unbürokratisch und ohne viel Aufhebens geholfen. Auch Banholzer habe, angetrieben von ihrem christlichen Menschenbild, „ohne viel Aufhebens“ über viele Jahrzehnte anderen geholfen.

Anita Banholzer (links) bei der Eröffnung der neuen „Fundgrube“ an der Steige im Januar 2024

Vorausschauend habe sie die Schließungszeit während der Corona-Pandemie genutzt und nach einem besseren Standort für die Fundgrube Ausschau gehalten. „Dass der Laden von der Geißhaldenstraße an die Steige umziehen konnte, und so, mitten in der Stadt, neue Kunden- und Spendergruppen anspricht, ist mit Ihr Verdienst.“

Neben der Fundgrube habe sich Banholzer noch bei vielen anderen Gruppen und Aktionen eingebracht. 29 Jahre organisierte sie das Fastenessen in Sulgen, viele Jahre war sie im Frauenbund dort aktiv. In der Hospizgruppe begleitete sie Sterbende auf dem letzten Lebensweg. Eisenlohr schloss: „Ihr Engagement macht Schramberg wärmer, herzlicher, menschlicher: Dafür sagen wir Danke.“

Dorothee Eisenlohr mit Anita und Helmut Banholzer.

Anita Banholzer gab den Dank gleich weiter an ihren Mann Helmut: „Der war immer mein Sekretär.“ Bei allen Dingen, die mit dem Computer zu tun hatten, habe er ihr die Arbeit abgenommen. Auch an alle Ehrenamtlichen erinnerte sie: Viele, die auch hier beim Empfang dabei seien, arbeiteten im Ehrenamt. „Und bekommen kein Dankeschön.“ Auch dafür gab es herzlichen Beifall.

Robert Hermann: „Brücken bauen und Verbindungen schaffen“

Als Dritter erhielt Robert Hermann den Ehrenbrief. In ihrer Würdigung hob Eisenlohr besonders hervor, dass es Robert Hermann nach der Eingemeindung von Tennenbronn zu Schramberg gelang, „solche und solche“ zum Projekt „Tennenbronner Heimathaus“ zu vereinen.

Im Vorfeld der Abstimmung 2006 sei Hermann Sprecher der Befürworter einer Eingemeindung gewesen. Nach dem Bürgerentscheid mit 61 Prozent für das Zusammengehen mit Schramberg habe Hermann sich „einerseits für den Erhalt der Tennenbronner Identität, andererseits aber auch für eine Befriedung der zum Teil heftigen Konflikte rund um die Eingemeindung“ eingesetzt.

Robert Hermann (zweiter von links) lässt sich von Lothar Herzog vom Schwabo (rechts) mit den anderen Mittgliedern der Heimathausgruppe fürs Gruppenbild vor dem Tennenbronner Heimathaus zurecht rücken. Aufgenommen am 6. April 2009.

Er habe es geschafft, „Befürworter und Gegner der Eingemeindung gleichermaßen für die Mitarbeit im Projekt ‚Tennenbronner Heimathaus‘ zu gewinnen. Gemeinsam hätte die Gruppe das ehemalige Gebäude des katholischen Kindergartens „mit viel Eigenleistung renoviert und zu einem Kristallisationspunkt der Tennenbronner Dorfidentität gemacht“, hob Eisenlohr hervor.

Durch die Aufnahme der Projektgruppe in den Museums- und Geschichtsvereins habe man das Heimathaus mit Schramberg verknüpft.

Hermann sei daneben in vielen anderen Initiativen und Vereinen aktiv gewesen: beispielsweise im Musikverein Frohsinn als Vorsitzender, im Präsidium des Blasmusikverbands, an den beruflichen Schulen in Sulgen, bei der Schreinerinnung und zehn Jahre als Ortschaftsrat.

Sonja und Robert Hermann mit Dorothee Eisenlohr.

Auch Hermann freute sich über die Ehrung, betonte aber, es seien viele andere auch ehrenamtlich tätig. „Ich bin nur zufällig hier“, stapelte er tief.

Er erinnerte an die schwierige Zeit vom Sommer 2005 bis zur Abstimmung 2006, „als das Dorf in Aufruhr war“. Damals sei sehr viel Emotion dabei gewesen. Er habe erklärt: “Wir bleiben Tennenbronn, auch wenn wir zu Schramberg kommen.“ Beim Heimathausprojekt hätten dann Befürworter und Gegner gemeinsam an der Zukunft des Dorfes gearbeitet. Das habe sicher dazu beigetragen, dass die Emotionen zurückgegangen sind.

Auch Hermann erhielt viel Beifall für sein Engagement.




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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